Alltagserkrankungen
Zum Arzt gehen wir ja in der Regel erst, wenn es im Prinzip schon zu spät ist. Der Kopf dröhnt, die Glieder schmerzen, jede Bewegung ist eine Qual. Kurz: Wir fühlen uns hundeelend. Dann sitzen wir zwei Stunden im Wartezimmer und drei Minuten beim Arzt. Und zu Hause fragt der Partner:»Was hat der Arzt gesagt?«Wenn man dann sagt:
»Ich soll mich ins Bett legen«, kommt garantiert die Antwort: »Aber da kommst du doch gerade her!«
Haha, sehr witzig. Aber leider wahr.
Und dann gibt’s noch die Ärzte, bei denen man sich das Antibiotikum auch gleich bei der Sprechstundenhilfe am Tresen abholen könnte. Wie mein früherer Internist, zu dem ich vor meiner medizinischen Ausbildung manchmal gegangen bin. Egal mit welchen Symptomen ich bei ihm saß, am Ende blickte er mich an: »Ich verschreib Ihnen mal ein Antibiotikum.« Hat in der Regel irgendwie geholfen – aber ein ganzes Medizinstudium dafür, dass man dann ständig ein und dasselbe Medikament verschreibt, kam mir irgendwann etwas seltsam vor.
Bei einem guten Freund von mir lief es so ähnlich, als er wegen anhaltender Knieschmerzen zum Orthopäden ging. Der Arzt kam dynamischen Fußes hereingeschritten. (Einschub: Diesen schnellen Schritt machen die nur, damit der Kittel hinten schön flattert. Das gibt denen was Batmanhaftiges. Bestimmt üben die das schon im Studium. Vorlesung: Special Effects bei der Visite.)
Also, Batman kam hereingeflogen, mein Freund sagte ihm, dass er Pro-bleme mit dem Knie habe. »Kein Problem, da nehmen wir etwas Cortison.« Fupp, steckte die Spritze schon drin.
Aber am schlimmsten ist es ehrlich gesagt beim Kinderarzt. Da bringt man ja gerne das Kind mit ’ner Bronchitis hin – und kommt mit ’nem Norovirus zurück! Bei meinem Kinderarzt steht z. B. mitten im Wartezimmer ein riesiges Klettergerüst, auf dem am Tag dreißig und mehr kranke Kinder ihre gesammelten Viren verteilen. Da klebt auf einer Sprosse die komplette medizinische Enzyklopädie. Ein Irrsinn!
Die Frage ist natürlich auch, ob man immer gleich zum Arzt rennen muss. Unser Verhalten hat sich in den letzten vierzig Jahren dahingehend stark verändert. Unsere Eltern (die Nachkriegsgeneration also) gingen gar nicht zum Arzt. Die sind als Kind mit 40 Grad Fieber im Schneetreiben zur Schule gegangen, barfuß, versteht sich. Da braucht man später keinen Arzt.
Es ist aber nicht nur eine Frage der Generation. Auf dem Land kommt der Bauer mit dem Bein unterm Arm in die Praxis:
»Machen Sie schnell – ich muss wieder aufs Feld!«
In der Stadt ist das komplett anders. Da wird wegen Rückenschmerzen der Rettungswagen gerufen. Wie ich in meiner aktiven Zeit als Rettungssanitäterin erlebte. Ich fragte den Anrufer: »Seit wann haben Sie denn die Schmerzen?« Er: »Seit drei Wochen.« Ich: »Und warum rufen Sie jetzt erst an?« Er: »Weil ich dachte, jetzt geht’s nicht mehr.« Nachts um drei wohlgemerkt!
Viele Menschen fragen mich so Sachen wie: »Frau Karlinder, ich habe beim Bücken immer so Schmerzen in der Leiste – was soll ich tun?«
»Am besten nicht mehr bücken!«, sage ich dann. Nein, kleiner Scherz. Aber in der Tat ist das die entscheidende Frage: Wann muss ich zum Arzt und wann kann ich mir selbst helfen? Klar ist – und das kann ich nicht oft genug klarstellen: Selbstverständlich gibt es Symptome, bei denen ein Arztbesuch zwingend erforderlich ist. Einen Knoten in der Brust mit Pfefferminztee zu therapieren wäre logischerweise lebensgefährlich. Andererseits ist es auch Quatsch, bei einem Zeckenbiss den OP-Saal der örtlichen Uniklinik zu blockieren. Denn für viele kleine und große Wehwehchen gibt es fantastische Mittel, um bereits den Anfängen zu wehren. Garantiert antibio-kum- und cortisonfrei – damit man eben nicht irgendwann doch bei Dr. Batman in der Praxis landet.
Tipp: Wäscheklammer
Dies ist einer meiner absoluten Lieblingstipps: Die Wäscheklammer-Akupressur. Es ist einfach zu schön, dass eine einfache Wäscheklammer bei Schmerzen helfen kann. Einer meiner Top-Tipps gegen verschiedenste Beschwerden – von diversen Schmerzen bis hin zu Verdauungsproblemen.
Generell funktioniert Akupressur (von lateinisch »acus« = »Nadel« und »premere« = »drücken«) dadurch, dass wir auf bestimmte Punkte des Körpers stumpfen Druck ausüben. Diese Methode war historisch der Vorläufer der Akupunktur und benutzt dieselben Leitbahnen (Meridiane) und deren Druckpunkte. Im Gegensatz zur Akupunktur kann die Akupressur aber ohne Probleme auch von Laien und in Selbstbehandlung angewandt werden. Bei anhaltenden Schmerzen sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen.
Bei der Wäscheklammer-Akupressur setzen wir die Klammer (nicht zu fest sitzende verwenden, lieber eine etwas ausgeleierte) mehrmals am Tag bis zu 60 Sekunden auf die Punkte im Ohr, die mit den schmerzenden Stellen im Körper zusammenhängen.
Tipp: Schlankwasser
Ein Arzt, mit dem ich mich auf einem Kongress über alternative Heilmethoden unterhielt, sagte: Skepsis ist immer geboten bei allem, was zu schön klingt, um wahr zu sein. Theoretisch hat er recht – aber manche Dinge sind einfach nur schön und dabei trotzdem nachweislich wahr. So verhält es sich auch mit meinem Schlankwasser. Das Rezept einschließlich Zubereitung habe ich vor einiger Zeit online als Video auf der Plattform unserer TV-Sendung bereitgestellt. Innerhalb von ein paar Tagen hatte es über 100 000 Klicks, und über 70 Zuschauerinnen schrieben mir, dass sie mit diesem Wasser im Schnitt fünf Kilo abgenommen hatten.
Natürlich muss man das immer relativ sehen. Ein befreundeter Trainer, den ich nach meinen beiden Schwangerschaften beauftragt hatte, mir die angefutterten »Ich-muss-schließlich-für-zwei-essen«-Kilos für die nächste Moderation im TV wieder bootcampmäßig abzutrainieren, überreichte mir (zusätzlich zur täglichen Schinderei im Fitnessstudio) einen Speiseplan. Auf dem stand:
Montag: Frühstück: Schwarzer Kaffee Mittagessen: Ein Ei und eine halbe Orange Abendessen: Drei Esslöffel Magerquark mit Kräutern
Dienstag: Frühstück: Schwarzer Kaffee Mittagessen: Ein Ei und eine halbe Orange Abendessen: Drei Esslöffel Magerquark mit Kräutern
Und so ging es bis Sonntag weiter. Ich habe ihn sofort gefeuert! Ich meine, dass ich abnehme, wenn ich quasi nichts esse, ist mir auch klar. Für diese Erkenntnis brauche ich keinen Personal Fitnesstrainer für 120 Euro pro Stunde!
Der Clou am Schlankwasser ist aber: Die Wirkungskombination aus Gurke, Minze, Zitrone, Ingwer und Wasser kurbelt in der Menge effektiv den Stoffwechsel an, sodass die Fettverbrennung auf Hochtouren läuft. Ingwer stimuliert den Stoffwechsel, Abfallprodukte können schneller abtransportiert werden, die Fettverdauung im Darm wird optimiert. Der hohe
Vitamin-C-Gehalt der Zitrone in Kombination mit Minze und Gurke sorgt für die Produktion des Hormons Noradrenalin – das A und O für die Fettverbrennung. Und last, but not least verhindert der Aroma-Mix aller Zutaten kontraproduktive Heißhungerattacken. Getrunken wird das Wunderwasser vor jeder Mahlzeit – das sättigt, sodass wir an diesen Tagen sogar die Größe der Portionen auf zwei Drittel halbieren können. Tipp für noch größeren Erfolg: Die Mahlzeiten mit viel Gemüse gestalten!
Rezept
Zutaten für eine Tagesration
- Zwei Liter Wasser
- Ein Stück frischer geriebener Ingwer (etwa zwei bis drei Zentimeter)
- Eine mittelgroße, geschälte Gurke in dünnen Scheiben
- Zwölf Blätter Minze
- Eine mittelgroße unbehandelte Zitrone in dünnen Scheiben
Die Zutaten werden in einen Krug gegeben. Den Mix über Nacht oder zumindest für ein paar Stunden in den Kühlschrank stellen, damit sich die Aromen vermischen und entfalten können.