Der Terrorist im Körper

Warum Transfette das gefährlichste sind, was wir essen können – und wie wir uns davor schützen.

Das Rezept für den perfekten Bombenanschlag liest sich harmlos: 200 Gramm Zucker, 50 Gramm Butter, 300 Gramm Weißmehl, zwei Eier, Backpulver, ein Liter Öl zum Frittieren. Das Ergebnis ist eine der gefährlichsten Waffen, die je erfunden wurde: Es ist der Donut – ein Killer mit 400 Kilokalorien. Keine Grippewelle, keine Seuche, kein Krieg, weder Hunger noch Autounfälle töten weltweit so viele Menschen wie Donuts, Muffins, Burger und Co. Jeder sechste Tote geht auf das Konto dieser Mischung aus gehärteten Fetten und Kohlenhydraten. Dabei haben die meisten von diesen sogenannten Transfetten noch nie gehört und wissen auch nicht, wie sie unseren Körper systematisch zerstören. Kein Wunder: Denn in den Inhaltsstofflisten werden sie meist als vermeintlich harmloses „gehärtetes Pflanzenöl“ oder „Pflanzenfett gehärtet“ bezeichnet.

Transfette

Was verbirgt sich genau hinter dem Begriff Transfette? Und was geschieht, wenn sie in unseren Körper gelangen?

Die erste Antwort ist vergleichsweise leicht: Es gibt gesättigte Fettsäuren (Fleisch, Wurst, Milchprodukte) und ungesättigte Fettsäuren (Pflanzenöle, Nüsse etc.). Werden ungesättigte Fettsäuren erhitzt, verwandelt sie sich. Sie härten aus, werden zu Transfetten. Um die zweite Frage zu beantworten, verfolgen Wissenschaftler derzeit bis ins Detail den Weg eines Transfettmoleküls durch unseren Körper: Es landet zunächst im Magen und wird dort in seine Bestandteile, insbesondere in die sogenannten Transfettsäuren beziehungsweise gehärtete, ungesättigte Fettsäuren zerlegt. Diese wandern im Anschluss in den Darm, wo sie über die Schleimhaut ins Blut und danach zu den Zellen gelangen. Und hier beginnt das Problem: Der Körper nutzt Fett nämlich auf zwei Arten. Einerseits als Energieträger, der unter anderem unsere Körpertemperatur konstant hält. Zugleich aber brauchen unsere Zellen ungesättigte Fettsäuren als Bausteine für ihre Zellwände. Denn die sind sehr flexibel und sorgen dafür, dass die Zellmembrane durchlässig bleiben, beispielsweise für Nährstoffe oder auch für den Abtransport von Giftstoffen.

Wenn jetzt aber die Transfette in Donut & Co den Körper fluten und vom Körper als vermeintlich gesunde ungesättigte Fettsäuren in die Zellwände eingebaut werden, ist die Folge: Die Zellwände verlieren an Elastizität und Durchlässigkeit – die Gefäße„verkalken“. Das Herzinfarkt-und Schlaganfall-Risiko verdoppelt sich! Entzündungsmarker erhöhen sich und Tumormarker lassen sich bereits wenige Minuten später eindeutig im Blut nachweisen.

Wissenschaftler der Harvard-Universität fanden zudem heraus, dass bereits ein zweiprozentiger Anstieg des Transfett- Anteils an der Ernährung die Fruchtbarkeit von Frauen halbiert. Niederländische Forscher konnten nachweisen, dass Transfette die Motorik von ungeborenen Kindern dauerhaft schädigen. Forscher bestätigen, dass eine transfettreiche Diät den Hippocampus (eine entscheidende Gehirnregion) so sehr schädigt, dass Intelligenz und Gedächtnisleistung dauerhaft reduziert werden. Und auch die Experten des Deutschen Instituts für Demenzprävention warnen dringend: Transfettsäuren erhöhen nicht nur das Alzheimerrisiko, sondern führen auch dazu, dass die Krankheit deutlich früher ausbricht. Zudem blockieren Transfettsäuren den Insulinrezeptor, sodass Diabetes Typ 2 massiv Vorschub geleistet wird. Und das sind nur einige der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse – wobei die Forschungsarbeit gerade erst begonnen hat.

Die Weltgesundheitsorganisation warnt also: Beziehe wir mehr als einen Prozent der Kilokalorien aus Transfetten, schädigen wir unsere Herzgefäße. Bei einem erwachsenen, gut trainierten Mann entspricht das etwa fünf Gramm. Frauen, insbesondere ältere, sollten diesen Wert dritteln! In Deutschland gibt es jedoch nicht einmal einen Grenzwert für Transfette.

Warum aber steht das Herz bei dieser Diskussion so sehr im Fokus?

Weil Transfette hier gleich auf zweierlei Arten die Gesundheit gefährden. Einerseits als toxischer Zellbaustein. Darüber hinaus aber greifen Transfette auf Dauer so sehr in den Fettstoffwechsel ein, dass der Körper so lange an Gewicht zulegt, bis es schließlich zu einer Art Fett-Tsunami kommt: „Zunächst wird in den roten Herzmuskelzellen immer mehr Transfett eingelagert und verwandelt sie in milchigweiße Fettdepots. Zeitgleich wird das

Sicherheitssystem des Körpers förmlich überrannt. Jene Fresszellen, Makrophagen genannt, die uns vor feindlichen Angriffen durch Viren und Bakterien schützen sollen, ertrinken geradezu in den Transfettsäuren und werden als Arteriosklerose in den Herzgefäßen abgelagert. Nebeneffekt: Unser Immunsystem schwächelt, Erreger haben ein leichtes Spiel.

Der weitere Ablauf ist in etwa vergleichbar mit einem Bürgerkrieg ohne Sieger: Dank der pausenlosen Versorgung durch Donuts und Co. sterben jede Sekunde weitere Herzzellen in der Flutwelle – bis hin zum Organversagen.

Na, noch Lust auf nen Donut?

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