Ich weiß nicht mehr genau, wann es anfing, aber irgendwann hat mich das Tragen von BHs genervt. Es schnürt die schönen Rundungen ein, die Träger drücken auf die Schulter … Also kein BH mehr? In der Gesellschaft – warum auch immer – irgendwie nicht so angesagt, wenn es unter dem Oberteil wackelt und man auch noch die Brustwarzen durchsieht. Im Gegenteil, es ist sogar eher verpönt. Das merke ich immer, wenn ich von meiner BH-Phobie erzähle und alle mich von verwundert bis angewidert anstarren. Und dann soll der Büstenhalter dem Busen ja schließlich auch Halt geben und Dehnungsstreifen vermeiden helfen. Ohne bekommt man im Nu einen Hängebusen, so die verbreitete Meinung.

Aber tatsächlich ist es nicht so, wie der Sportmediziner Jean-Denis Rouillon an der Université de Franche-Comté aufzeigen konnte. Er hat fünfzehn Jahre lang die Auswirkungen von BHs auf das Brustgewebe von 320 Frauen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren mit einer Körbchengröße zwischen A und C überprüft – mit dem Ergebnis: BHs schwächen das Brustgewebe und verstärken die Auswirkungen der Schwerkraft sogar noch. Frauen ohne BH hatten signifikant häufiger einen schöneren und strafferen Busen, mehr stützendes Gewebe und festere Brüste. Und: Auch die Brustwarzen veränderten sich bei Frauen ohne BH: Sie hoben sich jährlich um etwa sieben Millimeter. Viele Frauen berichteten zudem über festere Brüste und weniger Rückenprobleme. Bei einigen Probandinnen konnte eine Vergrößerung der Dehnungsstreifen verhindert werden.

Das heißt natürlich nicht, dass wir nun alle von einem Tag auf den anderen die BHs in die Tonne werfen sollten. Vor allem sollten Sie langsam starten. Fangen Sie an, täglich erst wenige Stunden und später einen immer längeren Zeitraum ohne BH auszukommen. So kann sich das stützende Gewebe langsam aufbauen. 

Und noch ein Zusatztipp: Ohne BH lieber auf Kleidung aus etwas dickerem, festerem und blickdichtem Stoff achten, der die Aufmerksamkeit nicht so stark auf die Brustwarzen lenkt.